Montag, 22. Oktober 2007

Schullektüre

Ein leidiges Thema.

Bedauerlicherweise gibt es viele Lehrer, die es mühelos schaffen, den Kindern die Freude am Lesen zu nehmen. Da wird sich der Wolf interpretiert, jeder Satz hinterfragt, jede Formulierung einer Stilmittelanalyse ausgesetzt und sogar die Grammatik durchgehechelt.

Der pure Genuss an der Geschichte und den Worten bleibt da oftmals auf der Strecke.

Ich weiß noch, wie wir mal selber das nächste zu lesende Buch vorschlagen sollten und meine Empfehlung, nämlich "Felix Krull" genommen wurde.
Die blöde Kuh schaffte es, dieses Buch zu zerstören und meine Mitschüler hassten mich.

Dafür gab es aber auch andere Lehrer. Welche, die selber wirklich gern lasen. Die uns den Freiraum ließen, selber zu interpretieren, die uns mit ihrer Begeisterung ansteckten.

An dieser Stelle: Danke Hannes B. und danke Ingrid H.!!!!

Doch kommen wir nun zur Lektüre. Es waren viele Bücher dabei, die nicht nur unsere Deutschkenntnisse fördern, sondern auch eine Botschaft und gerne auch geschichtlichen Hintergrund vermitteln sollten. An einige dieser Bücher erinnere ich mich wirklich nicht gerne.

"Das war der Hirbel" von Peter Härtling über ein behindertes Kind. Ich fand das Gör und das Buch ganz schlimm.

"Damals war es Friedrich", gleiche Kategorie wie "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl."
Kindgerechte Bücher über die NS-Zeit. Beide sehr verstörend.

"Das Schiff Esperanza". Flüchtlinge aus einem lateinamerikanischen Land werden auf ner Sandbank ausgesetzt und dann kommt die Flut. Gruselig. Und ich fand es total ätzend, dass allein über den Titel zwei Doppelstunden debattiert wurde, weil ja Esperanza = Hoffnung und die Wahnsinnsbedeutung und blablabla.

Später dann:

"Homo Faber" von Frisch. Oh, dieses Buch liebe ich heute noch. Wundervoll geschrieben und ne echt schräge Story

"Der Besuch der alten Dame" von Dürrenmatt. Einfach nur endgeil. Genauso wie "Die Physiker".

"Deutschstunde", Lenz. Fand ich doof.

Achja...und ich hasse bis heute Hölderlin-Gedichte. Dank meiner damaligen Lehrerin.

Natürlich kamen wir auch nicht an "Kabale und Liebe" und "Die Räuber" von Schiller vorbei. Sehr moralinsauer. Nicht mein Ding.

Dafür aber "Die Leiden des jungen Werther" von Goethe. Auf Goethe steh ich immer noch und meinen "Faust" hab ich auch gelesen. Außerdem hab ich die Aufzeichnung aus dem Deutschen Schauspielhaus mit Gründgens auf DVD. Absolut wundervoll. Seien wir mal ehrlich: Goethe war ne olle Drecksau! Der Plot vom Faust auf den Punkt gebracht: ein alter Bock geht einen Pakt mit dem Teufel ein, weil er ne junge Schnecke poppen will. Das nenn ich mal zeitlos ;o).

Grass kann ich nicht leiden. Wir mussten natürlich "Die Blechtrommel" und "Katz und Maus" lesen. Bärks, der ist so eklig. Möwenscheiße fressen...uääääh. Steinigt mich, aber ich halte Grass für einen der meistüberschätzten Schriftsteller Deutschlands. Hier wird doch jeder gefeiert und bepreist, der kritische Bücher über das Nazi-Regime schreibt.

Ich komme gerade ein wenig ins Trudeln und bin mir nicht mehr sicher, was Schullektüre war und was ich freiwillig gelesen hab.
"Biedermeier und die Brandstifter", "Ansichten eines Clowns" - ich weiß es einfach nicht.

"Professor Unrat (Der blaue Engel)" war privat, da bin ich mir ziemlich sicher, aber "Der Untertan"? Schullektüre? "Die Verwandlung" von Kafka - keine Ahnung.

"Das Bildnis des Dorian Gray"? Privat oder doch nicht?

Mist, ich weiß es echt nicht mehr. Irgendwie las ich die alle während der Schulzeit.

Ich glaub, ich muss noch mal in mich gehen.

5 Kommentare:

Wintermute hat gesagt…

Sei doch froh das du etwas weltkulturerbe lesen konntest.

Wir hatten mal den Faust von Goethe als weltkultur, ansonsten nur soetwas wie "Wie der Stahl gehärtet wurde" oder "Nackt unter Wölfen" und ähnliches, wobei das einzige buch was ich bezogen auf meine Schulzeit später noch einmal gelesen habe , war Aitmatow's "Djamila" .... der rest war einfach nur roter schund :-(

Anonym hat gesagt…

Den Hirbel fand ich auch doof. Ebenso den Friedrich.
Dagegen war "Der Junge, der seinen Geburtstag vergaß" (erster Weltkrieg) richtig gut.
Wir durften Hesse und Fontane rauf und runterlesen.
Irgendwie mag ich die beiden.
"Der Besuch der alten Dame" und "die Physiker" haben wir uns privat angetan.
Die "Physiker" und den "Sommernachtstraum" sogar im Theater.
Mann, ist Schüttelspeer lustig!
Ich liebe Literatur und Theater.
Dank eines wirklich guten Deutschunterrichtes.

MrsBumblebee hat gesagt…

Toll, jetzt war da ein Fehler und mein Kommentar weg *schmoll*.

Also nochmal: Der Typ mit den Brandstiftern war der Herr BiederMANN. *g* Das weiß ich sehr genau, denn wir mussten den 2x lesen und 2x wurde ich ausgelacht, weil das alle so furchtbar lustig fanden, dass ich auch so heiße.

Katz und Maus fand ich ebenfalls sehr ekelig, Wettwichsen war dann doch nicht mein Fall und dann auch nich mit den Zehen im Sperma rumrühren... Üüüaaaaaa...

Faust ist genail. Den habe ich sehr gerne gelesen und mit Vergnügen eine Charakteristik über Mephisto geschrieben.

Hach, wenn ich doch mehr Zeit zum Lesen hätte...

Steffi hat gesagt…

"Die Physiker" fand ich auch toll, das war endlich mal eine sehr angenehme Schullektüre.
Gehasst habe ich Sachen wie "Das siebte Kreuz" von Anna Seghers - boah nee, nichts gegen dicke Bücher, lese ich andauernd, aber doch nicht so ein öder Schinken während der Schulzeit! Oder "Die Judenbuche" von Annette von Droste-Hülshoff - furchtbar. Mochte ich gar nicht.
"Homo Faber" war mir auch ein Greuel... da habe ich es absolut nicht verstanden, wie man so viel da rein interpretieren kann! Jedes zweite Wort hatte noch was weiß ich was für Bedeutungen! Argh!

Sehr schön waren dagegen dann "Der goldne Topf" von E.T.A. Hoffmann - mit der Klausur war ich nach 1,5-2 Std. fertig (weiß noch, wie alle entsetzt geguckt haben, haha) und hatte 'ne Spitzennote! Oder "Woyzeck" von Georg Büchner. Zwar fand ich die Story an sich jetzt nicht so atemberaubend, aber als Klausurstoff war das Ganze einfach nur klasse! Hach!
So was behalte ich dann gerne in Erinnerung.

Bücher wie "Der Junge, der seinen Geburtstag vergaß" besitze ich aus privaten Gründen oder habe sie mir privat mal ausgeliehen. Weil mich die Thematik einfach interessiert.

Ha, da fällt mir noch was ein: "Sansibar oder der letzte Grund" von Alfred Andersch - gelesen in der 10. Klasse, glaube ich. Fand ich ätzend, aber die klasse Klausur hat wieder alles wettgemacht. ;)
Würd ich privat aber nie lesen, dafür isses mir zu langweilig.
Im Englischunterricht fand ich ja "Brave new world" von Aldous Huxley toll - das kann man auch privat gut lesen. "Macbeth" hat mir ebenfalls gut gefallen. :)
Ach, und "Don Carlos" von Schiller war auch ganz nett.
Aber jetzt höre ich mal besser auf, sonst nimmt der Kommentar hier ja nie ein Ende. Mir fallen nämlich gerade noch einige andere Schullektüren ein, hihi (in der Grundschule haben wir z.B. "Fliegender Stern" von Ursula Wölfel gelesen).

Anonym hat gesagt…

in meiner persönlichen horroraufzählung käme noch effi das biest. nach dem ende des buches hatten wir noch ätzende 4 stunden diskussion darüber dass uns ja bei der ersten seite schon hätte auffallen müssen dass effi stirbt. weil da wird ja schon das rondell erwähnt unter dem sie später begraben wird (auf der letzten seite?)... oder so. hab auf durchzug geschaltet.

äusserst beliebt habe ich mich bei meinen mitschülern gemacht weil ich spontan grosse teile von faust 1 auswendig gelernt habe. ich liebe es einfach. mephisto ist ein genialer charakter. (die beliebtheit meinerselbst wurde dann so gross dass ich ein halbes jahr die schule verweigert habe und trotzdem mein abi gemacht hab :o)