Freitag, 19. Oktober 2007

Die frühen Jahre II

So ganz hab ich es chronologisch nicht mehr in Erinnerung, aber ich weiß noch genau, dass ich relativ früh anfing, mich für sog. "klassische Jugendliteratur" zu begeistern.

Ich werde jetzt übrigens nicht immer verlinken. Falls Euch die genannten Bücher interessieren - Amazon weiß Bescheid ;o).

Moby Dick, Ivanhoe, Die Schatzinsel, Das Geisterschiff (wat hab ich mich gegruselt!!), Robinson Crusoe und natürlich mein geliebter Mark Twain mit Tom und Huck.

Meine Eltern verfügten wirklich über einen reichhaltigen Bücherfundus, um den gierigen Nachwuchs bei Laune zu halten.

Doch bald kam eine neue Sucht in mein Leseleben: Die 3 ???!!!!

Ich weiß nicht, wieviele Bücher ich von denen habe. BÜCHER, keine Kassetten! Es sind Unmengen und auch sie schlummern trocken und sicher im Keller meiner Eltern, sorgsam in Kartons verpackt. Ach, was hab ich die geliebt.

Selbstverständlich musste ich auch "Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" lesen (hat meine Mutter mir gekauft). Ein Buch, das mich zutiefst berührt, entsetzt und verstört hat und auch, wenn es polemisch klingt: dieses Buch ist mit ein Grund dafür, dass ich Zeit meines Lebens Angst vor harten Drogen hatte und niemals in Versuchung geriet sowas auszuprobieren.

Michael Ende mit "Die unendliche Geschichte" und "Momo".

Und dann entdeckte ich Agatha Christie. Meine Eltern hatten ALLE ihre Krimis als Taschenbuch im Regal. Als ich damit durch war, machte ich mich an die fast komplette Edgar Wallace Sammlung ran.
Ab da war sowieso kein Krimi vor mir sicher.

Es ging weiter mit Roald Dahl, bei dem ich meine Vorliebe für schräge Geschichten entdeckte.
Es folgte Kishon - alles, was ich von ihm in die Finger bekam.

Und nie werde ich diesen einen, besonderen Sonntagmorgen vergessen. Ich war ca. 16 Jahre alt. Aus irgendeinem Grund bin ich sehr früh aufgewacht und konnte nicht mehr einschlafen. Ich ging ins Wohnzimmer und machte gelangweilt die Glotze an.

Und landete (glücklicherweise am Anfang) vom "Sommernachtstraum". In dieser wundervollen, alten schwarzweiß-Verfilmung mit Mickey Rooney als Puck.
Ich war komplett hingerissen. Die Geschichte und die Worte nahmen mich gefangen.

Was also lag näher, als mal unter "S" zu gucken (Muttern war gut sortiert) und siehe da: fast alle Shakespeare-Werke als Taschenbuch in der Übersetzung von Schlegel/Tieck, wobei die Bücher so gestaltet waren, dass links immer die englische Version und rechts die deutsche Übersetzung stand.
Natürlich las ich zuerst den Sommernachtstraum, aber dann folgte eine Komödie auf die andere. "Wie es Euch gefällt", "Viel Lärm um Nichts", "Der widerspenstigen Zähmung", "Die lustigen Weiber von Windsor", "Was Ihr wollt" undsoweiterundsofort.
An die Tragödien traute ich mich erst später, aber der Shakespeare-Virus hatte mich erwischt und bis heute bin ich nicht geheilt.
Der Mann war lustig! Die Geschichten sind lustig! Gerade die Tragödien. Was hat er für plakative Bösewichter geschaffen. Da gab es nur schwarz und weiß.
Shakespeare ist hochgestochen? Unfug! Das waren Theaterstücke für jedermann. Sowohl für den König, als auch für das einfache Volk. Unterhaltend, teilweise übler Splatter, romantisch, intrigant. Alles, was das Herz begehrt. Er schaute den Leuten aufs Maul, offenbarte sämtliche menschlichen Schwächen und Verfehlungen. LUSTIG!

" Um den Kessel dreht euch rund,
Werft das Gift in seinen Schlund.

Kröte, die im kalten Stein
Tag und Nächte, drei mal neun,

Zähen Schleim im Schlaf gegoren,
Soll zuerst im Kessel schmoren

Sumpf´ger Schlange Schweif und Kopf
Brat und koch im Zaubertopf:

Molchesaug und Unkenzehe,
Hundemaul und Hirn der Krähe;

Zäher Saft des Bilsenkrauts,
Eidechsenbein und Flaum vom Kauz:

Mächt´ger Zauber würzt die Brühe,
Höllenbrei im Kessel glühe.

Tigereingeweid hinein,
Und der Brei wird fertig sein"

Mahlzeit!

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