Dienstag, 25. März 2008

Generation Doof

Wieder mal ein Buch, das ich nur des Titels wegen in die Hand nahm und dessen Klappentext mich dann doch vom Kauf überzeugte: Generation Doof von Stephan Bonner und Anne Weiss.

Während uns Generation Golf von Florian Ilies noch fröhliche Flashbacks bescherte und in Erinnerungen an Playmobil, Aktenzeichen XY und den Klassenkampf zwischen Pelikan und Geha schwelgen ließ, so wartet Generation Doof mit vielen unbequemen Wahrheiten auf.

Ob nun Pisatest, saudämliche Selbstdarsteller bei Youtube, politische Ahnungslosigkeit, dumpfe Bedröhnung durch schlechte Fernsehformate oder Ex-und-hopp-Beziehungen, die Autoren nehmen alles unter die Lupe und sich selber nicht aus.
Die Verdummung der Gesellschaft und das Desinteresse an allem, was nicht unmittelbar mit dem eigenen, kleinen Mikrokosmos zu tun hat, greift nicht nur um sich, sondern ist Alltag.

Lernen ist uncool, schon bei kleinen Hindernissen wird aufgegeben und unmittelbare Wunscherfüllung eine Selbstverständlichkeit. Ist der Partner nicht perfekt, schön und reibungslos kompatibel, wird ein Neuer gesucht, wen interessiert der aktuelle deutsche Innenminister und ein Buch, das nicht verfilmt wurde, kann ja gar nicht gut sein.

Das Ganze ist sehr witzig beschrieben und ich musste einige Male lachen, aber oft erwischte ich mich auch dabei, dass ich mich ertappt fühlte, mich vor mir selber rechtfertigte oder sogar anfing, mir selber klarzumachen, in welchen Punkten ich ganz anders und somit nicht angesprochen bin. Es ist verlockend, letzteres auch hier zu tun, aber ich kann mich gerade noch beherrschen.

Teilsweise gleiten die Autoren in die Platitüde, wobei ich aber annehme, dass die Pauschalisierungen und das dicke Auftragen durchaus Absicht sind.

Ich kann das Buch empfehlen, allerdings nur Leuten, die ehrlich zu sich selber sind und nicht sauer werden, wenn ihnen ein Spiegel vorgehalten bekommen, der aufzeigt, dass nicht alles, was sie als schön empfinden auch positiv ist.

Ich jedenfalls bin auch ein Teil der Generation Doof und trage dazu bei - ob es mir nun gefällt oder nicht.

Es gefällt übrigens vielen nicht, wie man an den Rezensionen bei Amazon lesen kann. Es ist schon interessant zu sehen, wie sehr dieses Buch polarisiert. Ich schließe mich da der Meinung von "whitestar" und seiner Rezension "Getroffene Hunde?" an. Denn auch, wenn man den Stil nicht mag, mit Aussagen wie "früher gab es auch Doofe", "alles zu pauschal", "es bietet keine Lösungen" kann man nicht verschleiern, dass man sich angefasst fühlt.
Die Rezensionen machen fast soviel Spaß wie das Buch selbst.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Danke für den Tipp, klingt gut! Ich hab letztens irgendwo einen Cartoon gesehen: Kunde verlangt in der Buchhandlung "Generation Doof" - als Malbuch :))

Anonym hat gesagt…

Wie du schon in meinem Blog schriebst - das Buch hat es in sich :-)

Ich werde es wohl begeistert zu Ende lesen und mich damit abfinden, ebenfalls ein nicht geringer Bestandteil der "Generation Doof" zu sein.

Anonym hat gesagt…

Im April erscheint mit Doof it yourself die Fortsetzung von Generation Doof: ein humorvoller Ratgeber für alle, die schon immer geahnt haben, dass es nicht ohne Wissen und ohne Ahnung geht und besonders für diejenigen, die trotz Halbbildung und Realitätsferne im Leben weiterkommen möchten.